Ein großer Teil der Geschichte der Akupunktur verliert sich in einem etwa 5000 Jahre alten Dunkel, davon sind ca. 2500 Jahre geschriebene Geschichte. Allein von dieser Tatsache aus betrachtet, ist die chinesische Medizin im allgemeinen und die Akupunktur im besonderen die sicherlich meist verwendete Therapieform auf der Welt:                                                      in Asien, Europa, Australien, Amerika und neuerdings auch in Afrika werden die Akupunktur und andere chinesische Therapieformen heute erfolgreich eingesetzt. Und es wäre unsinnig anzunehmen, sie hätten diesen Stellenwert erlangen können, wenn sie nicht heilen würden, auch wenn sie bis heute ohne einen medizinisch-wissenschaftlich anerkannten Wirksamkeitsnachweis nach abendländischem Denkmodell auskommen muß.

1.      Schmerztherapie mit Akupunktur

Schmerz findet im Kopf statt. Dies ist eine These, die sich physiologisch untermauern läßt. Denken wir z.B. an die Leitungsanästhesie: Hierbei werden sensible Nerven durch Blockierung mit einem Lokalanästhetikum wie Procain oder Lidocain durch die Veränderung des pH-Wertes und die Hypertonisierung des Gewebes "ausgeschaltet", das heißt, die Weiterleitung an das Gehirn findet nicht mehr statt, auch wenn der Schmerzauslöser noch vorhanden ist, wie z.B. bei einem chirurgischen, zahnmedizinischen Eingriff.                                                                                       Die Schmerzempfindung ist also nicht nur von der peripher-empfindlichen Struktur abhängig. Dafür spricht, daß...

  • schwere Schmerzen ohne Gewebsveränderung bestehen können,
  • schwere Verletzungen nicht mit Schmerzen verbunden sein müssen,
  • Angst und Erwartung Schmerz verstärken können,
  • Ablenkung Schmerz lindern kann,
  • Placebos analgetisch wirksam sein können.

Das bedeutet, daß es einen noch ganz anderen Zugang zum Phänomen Schmerz geben muß, dessen Gesetze wir bisher nur ansatzweise erkannt haben. Daher müssen wir uns heute mit den erprobten Ansätzen begnügen.

Es gibt in der Akupunktur einige Punkte, die sich hervorragend zur generellen Therapie akuter Schmerzen eignen, wobei die Ursache des Schmerzes (Entzündung, Trauma, funktionelle Veränderungen) unerheblich ist.

Grundsätzlich gilt zwar, daß Akupunktur regulieren kann, was gestört ist, nicht aber, was zerstört ist; trotz alledem lohnt es sich bei jeder- ich wiederhole jeder Art von Schmerz- zumindest einen Versuch mit Akupunktur zu unternehmen.

 2.          Somatotope Ohrakupunktur

Von der klassischen Körperakupunktur unterscheidet sich die Ohrakupunktur besonders dadurch, daß ihre theoretischen Grundlagen nicht so sehr dem klassischen Konzept der Fünf Wandlungsphasen entsprechen, sondern westlichen Vorstellungen:                                                                                                             Ihre Wirkung wird ausschließlich durch eine Beeinflussung des Nervensystems erklärt, die schlagartig (reflexartig) auftritt. Der durch den Stich oder TNS (Transkutane elektrische Nervenstimulation) gesetzte Reiz wirkt direkt entweder über den Nervus trigeminus, Nervus vagus oder den Plexus cervicalis auf nervöse Schaltstellen im Gehirn ein. Die Ohrpunkte werden erst bei Erkrankung des mit ihnen nervös verbundenen Organs auf Druck empfindlich und elektrisch meßbar. Sie sind nach Beseitigung der Störung wieder "stumm".

Die Ohrakupunktur wird aufgrund des häufig raschen Wirkungseintritts und der Akzeptanz adjuvant oder isoliert bei nachfolgenden Krankheitsbildern eingesetzt:

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
 Zervikasyndrom
 Schulter-Arm-Syndrom
 Epikondylitis (Tennisarm)
Lumboischialgie 
 Koxalgie (Hüftschmerz)
 Gonalgie (Knieschmerz)
 Achillodynie

    Erhahrungsgemäß lassen sich alle muskulo-skelettalen Bezirke des Körpers
    über die Ohrakupunktur- sei es durch Transkutane elektrische Nerven-
    stimulation (TNS) oder durch den Nadelstich- positiv, d.h. sowohl
    relaxierend als auch analgesierend, beeinflussen.
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    Eine weitere Domäne der Ohrakupunktur stellt die psychotrophe Wirkung durch ihre vagotone Komponente dar, d.h. sämtliche psychosomatischen Erkrankungen lassen sich in Beziehung auf ihre psychische Ursache positiv steuern.

  • Funktionelle Erkrankungen
Zephalgie (Kopfschmerz) 
 Vertigo (Schwindel)
 Migräne
 Trigeminusneuralgie
 Chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
 Chronische Bronchitis
 Asthma bronchiale
 Chronisch rezidivierende Gastritis
 Prämenstruelles Syndrom; PMS
 Vegetatives Urogenitalsyndrom

  • Allergische Erkrankungen

 Allergische Konjunktivitis
 Rhinitis allergica
 Allergisches Asthma bronchiale

  • Weitere Anwendungsgebiete

Raucherentwöhnung 
 Gewichtsreduktion
Prüfungsangst 
 Psychovegetative Befindlichkeitsstörungen


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